Verkehrswende

Wir sind zu alt für den Scheiß!
Benutzeravatar
Mailman
Kacknerd

Beitrag von Mailman »

Ich habe das so verstanden, dass es vor allem um Städte geht. Ich hab das auch nicht weiter erforscht, aber fand die Erkenntnis ganz interessant.
Benutzeravatar
Roadrunner
Pustevogel

Beitrag von Roadrunner »

Wenn du einen Rohrquerschnitt vergrößerst reduziert sich die Geschwindigkeit und der Druck erhöht sich.
Bei einer Rohrverengung folglich genau andersrum.
Fazit: Macht die Straßen enger, dann fließt der Verkehr schneller! :D
Benutzeravatar
CaesarCommodus
Dad Vader

Beitrag von CaesarCommodus »

Ich schreie am Anfang einer Engstelle zu den ewigen Reisverschlussverpennern und in die Engstelle Hineinschleichern auch immer "Noch nie was von Bernoulli gehört wa?"
Benutzeravatar
Bandito
Diva

Beitrag von Bandito »

Ich hatte auf dem Rückweg von der Lan mal wieder das Phänomen "Stau aus dem Nichts, der sich auch von alleine wieder auflöst"

Es gab dazu keinen erkennbaren Anlass - keine Baustelle, keine Reduzierung von Fahrspuren, keine grösseren Auf- oder Abfahrten - nada - bis auf ein mittleres bis hohes Verkaufsaufkommen.

Da war dann aber alles dabei - von Stillstand bis hin zu 2-3km "freier" Fahrt.
Erklärbar ist das ggf. damit, dass es Leute im Stau gibt, die ein wenig "schlafen" und dann mal locker 200 Meter Abstand zum Vordermann lassen :roll:

Ich meine, die Mythbusters haben zu dem Thema auch mal ein Experiment auf einer Kreisbahn gemacht - Anzahl X Fahrzeuge mit identischem Abstand, alle sind zeitgleich losgefahren und sollten ein Tempo halten - ging nur ein paar Runden lang gut, dann hat es sich gestaut, weil Menschen einfach nicht in der Lage sind ein Tempo und Abstand exakt über einen längeren Zeitraum zu halten.

tl;dr
Wie bei so vielem ist der Mensch das Problem.
Benutzeravatar
CaesarCommodus
Dad Vader

Beitrag von CaesarCommodus »

Faustregel, mehr als 30 Fahrzeuge pro Kilometer und es wuppt nicht mehr.

-> Nagel-Schreckenberg-Modell
Benutzeravatar
cLam
Einen im Tee

Beitrag von cLam »

Niemand hat die Absicht, auf der Autobahn gleichbleibenden Abstand zu halten.
Stau entsteht, ganz simpel, wenn zu viele Autos unterwegs sind. Unterstützt wird es durch zu wenig Abstand. Dann kann der Hintermann nicht immer den Sicherheitsabstand nutzen, sondern muss stärker bremsen als der Vordermann. Stärker bremsen als der Vordermann. Stärker bremsen als der Vordermann. Bremsen bis zum Stillstand wegen des Vordermanns. Mehr Abstand reduziert idR das Risiko eines Staus. Aber wenn die Kapazität erschöpft ist, geht halt nichts mehr und das System kommt zum Erliegen.

Stell dir vor, du stehst am Seitenrand und zählst die Autos pro Minute, die dich passieren. Moderate Geschwindigkeit und Sicherheitsabstand ist da ideal. Beim zu schnellen fahren wird der Sicherheitsabstand zu groß und es kommen zu wenig Autos durch, beim Stau passiert halt noch weniger.

Ich denke, CCs Link wird etwas in die Richtung aussagen. Hoffentlich.
Benutzeravatar
Quichotte
UE25er

Beitrag von Quichotte »

Wir haben in Mathe mal ein Autobahnkreuz optimiert, also den Radius der 270° Kurven bestimmt und den Anschluss an die Fahrbahn ausgerechnet. Die Frage war, welcher Radius für mehr Durchsatz sorgt. Je größer der Radius, desto schneller kann man fahren. Aber da sich der Sicherheitsabstand vergrößert brachte das doch nichts. Im Ergebnis kam es beim Durchsatz auf den erforderlichen Sicherheitsabstand an und weniger auf den Radius.

Hat jetzt nichts mit Stau direkt zu tun, aber passt vielleicht zum Thema Sicherheitsabstand.
Benutzeravatar
CaesarCommodus
Dad Vader

Beitrag von CaesarCommodus »

cLam hat geschrieben: Di. 24.9.2024 12:36 Ich denke, CCs Link wird etwas in die Richtung aussagen. Hoffentlich.
Da kann ich dich beruhigen. Genau das.
Benutzeravatar
CaesarCommodus
Dad Vader

Beitrag von CaesarCommodus »

Auf der Berliner Stadtautobahn, Höhe Funkturm, wird der Verkehr auch videoüberwacht.

In einer Doku habe ich mal aufgeschnappt, wie der Reporter den Mann am Überwachungsmonitor fragte, ob denn die vielen viel zu geringen Sicherheitsabstände angezeigt würden.

Der sagte, dafür wäre das System nicht installiert und würde so auch nicht benutzt. Er verwies aber in diesem Zusammenhang auf eine durchgeführte Studie, in der der Nachweis geführt wurde, dass die Berliner das da an der Stelle sehr gut im Griff hätten und dadurch eine Vielzahl an Staus vermieden würde.

Der Reporter fragte ungläubig nach, aber die Aussage wurde wiederholt.

Alle drei fanden das verblüffend. Der Monitor-Mann, der Reporter und ich.

Habe einen Streetviewabschnitt der Stelle herausgesucht, erlaubt sind hier 80

A 100
https://maps.app.goo.gl/4DuggA4WXN7vJQBy6
Benutzeravatar
[4T2]Babelfish
Hollywood-Reporter

Beitrag von [4T2]Babelfish »

Die Stelle kenne ich gut aus meiner Berliner Zeit und würde der Aussage des Überwachungsmannes grundsätzlich zustimmen.
Benutzeravatar
Bandito
Diva

Beitrag von Bandito »

Auf den knapp 400km Autobahn habe ich wieder alles erlebt, was auf deutschen Autobahnen so abgeht.

- So dicht auffahren, dass man im Rückspiegel nicht mal mehr die Scheinwerfer sieht
- "Überholvorgang" von ganz links bis rüber auf den Standstreifen und zurück
- Von ganz links über 3 Spuren über die Sperrfläche in die Abfahrt
- Mit 50 auf dem "Beschleunigungsstreifen"
- Mit Tempo 90 bei erlaubten 130 LKWs überholen
- Spontanes Ausscheren in meinen Sicherheitsabstand zum Vordermann
- Mittelspur mit Tempo 110 auf Streckenabschnitt ohne Geschwindigkeitsbegrenzung obwohl rechts komplett leer
- Linke Spur mit Tempo 120 auf Streckenabschnitt ohne Geschwindigkeitsbegrenzung, weil 2km vorne LKW auf rechter Spur
- Linke Spur mit Tempo 140, dann 130, dann 120, dann 110, weil dem 1 Liter Up bergauf überraschenderweise die Puste ausgeht
- Spurhalten mit Blick aufs Handy / Display durchaus ausbaufähig
- blinkende, blaue Lichter auf dem Standstreifen ... erstmal alle runter vom Gas und nach rechts gucken
- Reissverschlussprinzip, das unbekannte Wesen
- Rettungsgasse, was das?
- Tempo 80 in der Baustelle ist für Noobs, 120 regeln
Benutzeravatar
Rukh
E-Obba

Beitrag von Rukh »

Bandito hat geschrieben: Mi. 25.9.2024 16:01 - Tempo 80 in der Baustelle ist für Noobs, 120 regeln
:icon16:
Benutzeravatar
Blind Fish
UE25er

Beitrag von Blind Fish »

Kumpel von mir:

K: "Mir hammse den Führerschein auf Urlaub geschickt."
I: "Wie schnell warste denn?"
K: "120 in der Baustelle"
I: "Da ist der Führerschein doch noch nicht weg? :oO: "
K: "Nicht 120 Tacho, 120 zu schnell!"
I: " :silly2: "
Benutzeravatar
Roadrunner
Pustevogel

Beitrag von Roadrunner »

Da ist der Lappen mehr als berechtigt weg.
Benutzeravatar
Bandito
Diva

Beitrag von Bandito »

Rukh hat geschrieben: Mi. 25.9.2024 17:12
Bandito hat geschrieben: Mi. 25.9.2024 16:01 - Tempo 80 in der Baustelle ist für Noobs, 120 regeln
:icon16:
:oO: :neenee:

Auch "gut" war einer, der offenbar mit den Schildern bzgl. der Spuren überfordert war ...
Der hat auf einer Strecke von ~100 Metern 4 Mal die Spur gewechselt ... da hilft nur Abstand halten und schon mal den Fuß in Richtung Bremse bewegen :neenee:
Benutzeravatar
Quichotte
UE25er

Beitrag von Quichotte »

Eine aktuelle Studie des Gesundheitsinstituts BCNecologia Barcelona zeigt, welche positiven Auswirkungen die Umsetzung hätte: Demnach würde die Lebenserwartung der Bewohner um fast 200 Tage steigen. Die Verminderung der Abgase würde zu weniger Lärm und Hitzeinseln führen - und könnte rund 300 frühzeitige Todesfälle pro Jahr verhindern. Laut der Studie könnte die private Autonutzung von 1,19 Millionen Fahrten pro Woche auf 230.000 fallen. Der Ausstoß von Stickstoffdioxid würde dadurch von aktuell 47 Mikrogramm pro Kubikmeter auf 36 Mikrogramm reduziert werden - und damit unter den Richtwert der Weltgesundheitsorganisation von 40 Mikrogramm fallen.
https://www.barcelona.de/de/barcelona-superblocks.html
Benutzeravatar
Rukh
E-Obba

Beitrag von Rukh »

Verschrottest Du jetzt ob dieser neuen Erkenntnis endlich Deinen Diesel? :sad:

Oder bist Du aufgrund des übermässigen Einsatzes des Konjunktivs noch aus dem Schneider?
Benutzeravatar
Quichotte
UE25er

Beitrag von Quichotte »

Ich fahr doch gar nicht in Barcelona rum? :icon16:
Benutzeravatar
Quichotte
UE25er

Beitrag von Quichotte »

Vor gut einem Jahr endete z. B. der E-Scooterverleih in Paris, nachdem sich bei einer Bürgerbefragung eine Mehrheit gegen die Roller ausgesprochen hatte.

Nunmehr verdreifacht sich aufgrund einer Bürgerbefragung die Parkgebühr für Besucher der Stadt. Einwohner von Paris, Handwerker und behinderte Menschen sind von der Regelung ausgenommen. Ebenso gilt die Regelung nicht für private Parkhäuser.

Betroffen sind Verbrenner- und Hybridmodelle mit einem Gewicht ab 1,6 Tonnen und Elektromodelle ab zwei Tonnen Gewicht. Eine Stunde Parken im Zentrum kostet sie für eine Stunde nun 18 Euro, für sechs Stunden 225 Euro.

Die Stadtverwaltung hatte sich für eine Veränderung ausgesprochen und argumentierte, die schweren Wagen sorgten für eine erhöhte Umweltverschmutzung, beanspruchten viel öffentlichen Raum und gefährdeten die Verkehrssicherheit.

Paris verteuert Parken
Benutzeravatar
Rukh
E-Obba

Beitrag von Rukh »

Quichotte hat geschrieben: Di. 1.10.2024 09:15 Nunmehr verdreifacht sich aufgrund einer Bürgerbefragung die Parkgebühr für Besucher der Stadt.
6% der Einwohner haben an dieser Bürgerbefragung teilgenommen, 53% dieser 6% haben dafür gestimmt.
Damit bestimmen ein paar Hansels das Leben von Millionen. Bravo
Benutzeravatar
Quichotte
UE25er

Beitrag von Quichotte »

Streng genommen hatte die Stadtverwaltung das eh vor und hat sich per Umfrage nur rückversichert. Die 94 % Bürger, die nicht abgestimmt haben, sind nicht beschwert, weil es nur Besucher der Stadt trifft. Im Gegenteil, die Einwohner profitieren von weniger Autos in der Stadt.
Benutzeravatar
Roadrunner
Pustevogel

Beitrag von Roadrunner »

Rukh hat geschrieben: Di. 1.10.2024 13:55
Quichotte hat geschrieben: Di. 1.10.2024 09:15 Nunmehr verdreifacht sich aufgrund einer Bürgerbefragung die Parkgebühr für Besucher der Stadt.
6% der Einwohner haben an dieser Bürgerbefragung teilgenommen, 53% dieser 6% haben dafür gestimmt.
Damit bestimmen ein paar Hansels das Leben von Millionen. Bravo
Das ist der einzige Grund, warum ich gegen mehr direkte Demokratie bin. Die meisten werden einfach nicht teilnehmen.
War ja ähnliches Problem bei der Abstimmung zur Abschaffungder Sommerzeit.
Benutzeravatar
Bandito
Diva

Beitrag von Bandito »

Man könnte es auch einfach so regeln:
% Beteiligung zu gering -> keine Entscheidung
Benutzeravatar
[4T2]Babelfish
Hollywood-Reporter

Beitrag von [4T2]Babelfish »

Quichotte hat geschrieben: Di. 1.10.2024 14:05 Streng genommen hatte die Stadtverwaltung das eh vor und hat sich per Umfrage nur rückversichert. Die 94 % Bürger, die nicht abgestimmt haben, sind nicht beschwert, weil es nur Besucher der Stadt trifft. Im Gegenteil, die Einwohner profitieren von weniger Autos in der Stadt.
Ungefähr so stelle ich mir die Arbeit dieser "tollen" neuen Bürgerräte in unserem Land vor.
Benutzeravatar
Mailman
Kacknerd

Beitrag von Mailman »

Ich finde übrigens eine hohe Parkgebühr für Besucher einer Großstadt wie Paris wirklich nicht tragisch. Die Städte ersticken im Verkehr und wenn Parkraum da ist, dann soll er doch bitte für die Anwohner zur Verfügung stehen. Die U-Bahn dort ist super, der Rest per Bus usw ebenfalls gut zu erreichen. Und wenn alle Stricke reißen, dann nimmt man eben ein Taxi. Wer unbedingt meint, dort mit dem Auto reinfahren zu müssen, dem ist imho eh kaum zu helfen.
Benutzeravatar
Quichotte
UE25er

Beitrag von Quichotte »

Bürgerbefragung und Bürgerrat kann man aber schlecht vergleichen. Im Gegensatz zu einer Bürgerbefragung eignet sich ein Bürgerrat auch und insbesondere für sehr komplexe Themen.
Benutzeravatar
Bandito
Diva

Beitrag von Bandito »

Ich hatte immer gedacht, dass man alle 4 Jahre an die Urne rennt, oder einen Brief einwirft, damit andere Menschen (halbwegs) im eigenen Sinne, oder zumindest in die ähnliche Richtung, entscheiden.

Wenn ich dann noch sehe, dass hier jeder Honk für oder gegen irgendwas klagen kann, dann muss man sich nicht wundern, dass wir hier seit Jahren auf der Stelle treten.

Beispiel Bad Münstereifel
Die sind mit der Flut de facto abgesoffen und versuchen jetzt Maßnahmen (Überflutungsflächen, Damm etc.) zu ergreifen, damit das zukünftig nicht mehr vorkommt, oder deutlich abgemildert wird.
Das wird nach Aussage der Bürgermeisterin jetzt durchaus Jahrzehnte dauern, weil da nicht nur zig Behörden mitreden dürfen, sondern auch davon ausgegangen werden muss, dass Leute wegen Ameisen, Pusteblume, Landschaftsbild, oder Sockenschuss klagen wird.

Back on topic:
Ich bin nach wie vor der Auffassung, dass man mit Anreizen deutlich weiter kommt als mit Verboten, oder damit, es Leuten über den Geldbeutel so madig zu machen, dass sie sich Alternativen überlegen.
Bei mir funktioniert das super - ich fahr einfach nirgendwo mehr hin, wo ich mehr Geld fürs parken als für den Sprit bezahlen muss.
Benutzeravatar
Quichotte
UE25er

Beitrag von Quichotte »

GCN (Global Cycling Network) schaue ich schon lange. Es ist ein englischer YouTube-Kanal, bei dem sich alles ums Fahrrad dreht. Schwerpunkt ist Rennrad, aber auch unter anderem der Weg zur Arbeit. Ebenso schaue ich den Schwesterkanal Global Mountain Bike Network, bei dem es ums MTB geht.

GCN zeichnet sich dadurch aus, dass wöchentlich mehrere Videos kommen, also viel produziert wird und sich die Themen nach einiger Zeit wiederholen oder manchmal auch wenig Tiefgang haben. Natürlich geht es auch um Produktvorstellungen, Markenpartnerschaften und Werbung, es wird ein eigener Shop betrieben.

Heute bin ich über dieses Video vom 26.07.2024 gestolpert. Es geht um den Verkehr und unsere Wahrnehmung des Autos. Meine Erwartungen waren nicht hoch. Ein paar Bilder, etwas Motivation aufs Rad zu steigen, etwas Gesellschaftskritik, aber nicht zu viel, nett, aber nicht erwähnenswert.

Pustekuchen, es steckt viel Arbeit drin und es geht um Psychologie (Studienergebnisse, die deutlicher ausfallen, als ich erwartet hätte), unsere alltägliche Wahrnehmung und welche Erfahrungen die politisch Verantwortlichen im Verkehrssektor machen. Die 20 Minuten haben sich klar gelohnt, Schauempfehlung!

Carspiracy - You’ll Never See The World The Same Way Again
Our world is built up of roads and cars to get us to our destination! But what about cycling and even walking? Have we been brainwashed to think that the car is always king?

Si goes on a deep dive into just how we are convinced to think that modern car culture is acceptable in our lives!

00:00 Over the last 100 years people have been brainwashed!
01:08 The psychology and politics behind it all
02:19 Motonormativity
07:05 How our built in environments are part of the problem as well
10:43 Once you see it, you can't unsee it!
11:24 The politics and laws
16:28 What can be done to tackle 'Motonormativity'?


Useful Links:
Study by Walker et al: https://osf.io/preprints/psyarxiv/egnmj
Antworten