3D-Drucker

PC, Kaffeemaschine, Wasserboiler...
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cLam
Einen im Tee

3D-Drucker

Beitrag von cLam »

Hallo Freunde der leichten Unterhaltung,

heute beschäftigen wir uns mit dem Thema 3D-Drucker, gängige Druckverfahren, Aufbau, Pro und Contra der einzelnen Modelle und Techniken. Hierzu habe ich mich in den letzten Tagen in einem umfangreichen Fernstudium daheim zu einem Experten ausgebildet. Theoretisch.

Ziel dieser Abhandlung ist der Erwerb eines bezahlbaren Druckers für meine eigenen Zwecke, um meinem Endziel, der Weltherrschaft, einen weiteren Schritt näher zu kommen.

1. Druckverfahren
Derzeit bezahlbar sind zwei Druckverfahren. Das gängige und weithin bekannte FDM und das in letzter Zeit günstiger gewordene SLA. Beide Verfahren sind derart unterschiedlich und haben unterschiedliche Einsatzzwecke, sodass vor dem Erwerb eines Druckers sich erst um die Entscheidung des Verfahrens gekümmert werden muss.

2.1: Vorstellung FDM
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Anycubic i3 Mega-S, derzeit von mir bevorzugter FDM-Drucker

Dieser Druckertyp besteht in der Regel aus einer beheizbaren Platte, die sich horizontal bewegt (Y-Achse). Der beheizte Druckkopf bewegt sich in der Hoeizontalen (X-Achse) und Senkrechten (Z-Achse). Der Rohstoff kommt als Filament auf einer Rolle daher und wird durchgängig dem Druckkopf zugeführt. Dieser weicht den Rohstoff auf und bringt diesen auf die Druckplatte bzw. bereits vorhandene Schichten auf. Das Ganze ähnelt einer Heißklebepistole.

2.2: Vorstellung SLA
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Elegoo Mars, derzeit von mir bevorzugter SLA-Drucker

Dieser Druckertyp besteht in der Regel aus einem Behälter mit durchsichtigem Boden und einem UV-Bildschirm darunter (X-, Y-Achse) und einem Arm mit Druckplatte für die Senkrechte (Z-Achse). Der Rohstoff ist ein flüssiges Harz, das auf UV-Licht reagiert und aushärtet. Jede Schicht wird durch das Display regelrecht belichtet und das Harz erstarrt an den beleuchteten Stellen. Mit jeder Schicht wandert die Druckplatte nach oben und die nächste Schicht wird belichtet. So zieht dieser Drucker das Modell quasi aus dem flüssigen Harz heraus.

3.1 Vorteile FDM:
Das Druckverfahren ist gerade im günstigen Bereich unterhalb von 500€ schon sehr weit verbreitet. Der Rohstoff kostet wenig, die Auswahl an Druckern und Rohstoffen ist groß und die Erfahrungen der lebhaften Community sind wertvoll. Der reine Druckbereich ist groß. (210 x 210 x 205, Mega-S) Es gibt sehr viele biologisch abbaubare Werkstoffe.

3.2 Vorteil SLA:
Die Druckgenauigkeit ist enorm und hebt sich deutlich von FDM ab. Eine wesentlich höhere Genauigkeit wird erreicht, die Teile wirken glatt. Zudem ist der eigentliche Druck sehr unkompliziert. Es gibt transparente Kunststoffe, die man nach Bedarf auch einfärben kann. Der Drucker besteht aus deutlich weniger beweglichen Teilen, die kaputt gehen können.

4.1 Nachteile FDM:
Das richtige Einstellen des Druckers und der Drucktemperaturen für den jeweiligen Rohstoff und die derzeit herrschende Zimmertemperatur ist eine Kunst für sich. Verhältnismäßig viele Drucke gehen deswegen erst einmal in die Hose oder sehen nicht sonderlich gut aus. Deutliche Stufenbildung beim Drucken ist dem Verfahren grundsätzlich geschuldet. Die Oberflächen wirken stets rau.

4.2 Nachteile SLA:
Das Harz ist ziemlich giftig, weswegen man mit Schutzhandschuhen und Atemmaske arbeiten sollte. Zudem sind die Nacharbeiten nicht zu unterschätzen, da Druckerteile gereinigt werden müssen. Die Drucke selbst müssen ebenfalls mit Isopropanol gereinigt und unter UV-Einstrahlung ausgehärtet werden. Der Druckbereich ist verhältnismäßig klein. (120 × 86 × 155, Mars)

5. Allgemeines

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Hinweis: Die Figuren sind ca. 3cm hoch.

Für beide Verfahren werden Stützkonturen benötigt. Beim SLA gibt es meinem Verständnis nach nach noch den Nachteil, dass man keine geschlossenen Konturen drucken kann. Großvolumige Körper muss man ja nicht füllen, sondern kann sie hohl lassen bzw. lediglich mit einer Stützkontur versehen. Beim SLA-Verfahren müsste zusätzlich ein "Auslauf" für das Harz sichergestellt sein.

Ebenfalls benötigen beide Verfahren sehr viel Zeit. Ein größerer Druck kann gerne mal einen Tag dauern. Beim FDM ist es abhängig vom Material. Beim SLA ist es nur abhängig von der gedruckten Höhe. Sprich wenn man mehrere Objekte gleichzeitig drucken kann, ändert sich die Zeit nicht gegenüber einem einzigen Objekt, wenn alle nebeneinander passen und sich die Höhe nicht ändert.

6. Kurzübersicht Einsatzbereich
FDM:
  • große Teile
  • unterschiedliche Materialien und damit unterschiedliche Haptik
SLA:
  • Genauigkeit
  • transparente Teile
  • Rohstoff färbbar
7. Ständig zu aktualisierendes, persönliches Fazit
SLA, FDM auf dem Vormarsch. SLA ist zwar deutlich aufwendiger zu handhaben, man benötigt persönliche Schutzausrüstung und mir wird garantiert der Druckbereich zu klein sein.
Der Drucker wird eh im Keller stehen. Da ist mir eine eventuelle Lärm- und Geruchsbelästigung ziemlich schnuppe.
Durch die Genauigkeit der Drucke erhoffe ich mir mehr Einsatzmöglichkeiten. Speziell kleine Baugruppen und Bewegungen sollten per SLA-Verfahren entscheidend leichter laufen. Und auch die mögliche Transparenz des Materials eröffnet weitere Möglichkeiten. In Kombination mit der glatten Oberfläche ist gar Schmuck (Ohranhänger) möglich. Spielfiguren für Brettspiele, Würfel jeder Art, alles kleine Handschmeichler.
Dem gegenüber stehen derzeit nur der Druckraum und die fehlende Nacharbeitung bei FDM-Drucken. Zudem gibt es viele biologisch abbaubare Filamente. Meine Erzeugnisse wären wesentlich weniger belastend für die Umwelt.

€1: Mega-S Foto und Achsverteilung korrigiert. Werte für Druckraum ergänzt.
€2: Viele biologisch abbaubare Filamente für FDM verfügbar, ein ungemeiner Pluspunkt.
Zuletzt geändert von cLam am Mi. 10.3.2021 19:55, insgesamt 3-mal geändert.
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cLam
Einen im Tee

Beitrag von cLam »

Der ewige Kampf. Ich kann beiden nicht viel abgewinnen.

Druckraum FDM, Mega-S: 210 x 210 x 205
Druckraum SLA, Mars: 120 × 86 × 155
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Thommy
Der Doktor
Der Doktor

Beitrag von Thommy »

Wir haben beide Typen bei uns. Imho, wenn einsteigen willst: FDM. Der Mehraufwand bei SLA ist immens für ein bissl Spielerei.
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cLam
Einen im Tee

Beitrag von cLam »

Spielerei.
Die meisten laden sich irgendwelche Figuren aus dem Internet und drucken diese aus. Und warum? Weil sie einen Drucker haben.

Ja, ich will mich damit nicht selbstständig machen und Geld verdienen. Aber ich will die Sache ernst angehen und viel Erfahrung sammeln. Daher ist das für mich erst dann interessant, wenn ich mit meiner mir bekannten CAD-Software selber Teile und Baugruppen erstelle. Praktisch bräuchte ich beide Druckverfahren, um möglichst viel Erfahrung mit den Einsatzgebieten zu bekommen. Geplant ist aber erst einmal einer und der sollte ein mir möglichst passendes, breites Spektrum abbilden. Der Mehraufwand durch die Nacharbeit ist lästig, aber sie könnte es wert sein.
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Mailman
Kacknerd

Beitrag von Mailman »

Uh, da brauch ich Zeit für eine Antwort. Kommt aber evtl. nicht direkt heute.

Nur soviel. Das da oben ist kein Mega S auf dem Bild, sondern der Mega X. Der kommt noch, hat eine andere Lagerung der X-Achse (Rollenlager wie beim großen Bruder Chiron statt Gleitlager). Der Mega S ist im Grunde der den ich habe, nur mit dem etwas besseren Extruder und einer anderen Rollenhalterung.
Zudem macht der Drucker die Z-Achse über die Höhe, die X-Achse über den Druckkopf (links und rechts) und die Y Achse über die Platte (vor und zurück). Erst in höheren Preisstufen hat man keinen Tischrüttler mehr (da geht dann X und Y über den Druckkopf.
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cLam
Einen im Tee

Beitrag von cLam »

Oh. Danke. Ist korrigiert.
Und auf deine Expertise freue ich mich natürlich sehr. Kenne Sorge, allzu eilig habe ich es noch nicht.
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Thommy
Der Doktor
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Beitrag von Thommy »

cLam hat geschrieben: So. 19.4.2020 16:37 Spielerei.
Das sollte nicht despektierlich klingen, aber auch wenn nicht Figürchen aus dem Internet lädst, sondern selber Teile konstruierst, bleib ich dabei.

Und der Gestank ist übrigens wirklich widerlich. Vlt. solltest vorher mal testen, ob etwas ähnliches nicht sogar aus dem Keller hochzieht. :silly:
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cLam
Einen im Tee

Beitrag von cLam »

Jo, der Gestank könnte mir einen Strich durch die Rechnung machen.

Hab ein Kellerabteil und da existiert eine Luke zum Nachbarkeller. Den will ich natürlich nicht dauerhaft vollstinken.

Hab gehört, dass der Geruch auch sehr abhängig vom Harz ist.
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Mailman
Kacknerd

Beitrag von Mailman »

So nun muss ich endlich mal. Immerhin arbeiten hier gerade nebenher zwei FDM Drucker. Einer druckt NiceABS (riecht trotzdem ein wenig ist aber einfacher zu verarbeiten) und einer druckt ASA (stabiler als PLA, ähnlich ABS, aber anders zu handhaben).
Ich besitze einen Anycubic i3 Mega und einen Anycubic Chiron. Im Mega drucke ich derzeit mit einer 0,4er Düse, im Chiron habe ich meist eine 0,6er oder sogar 0,8er Düse. Einfach weil es Sinn macht bei größeren Dingen auch eine größere Düse zu nutzen (geht schneller und ist stabiler).
Bei meinem Kleinen habe ich den Lüfter für das Hotend getauscht, und im Unterbau beide Lüfter ersetzt, sowohl die Hauptkühlung als auch den Netzteillüfter (überall Noctua drin). Alles bei Anycubic ist China Ware und alles andere als leise. Zudem habe ich die Stepper Treiber ausgetauscht. Das sind fünf Steckmodule auf der Hauptplatine die den Motoren ihre Signale geben. Der Austausch gegen bessere Module sorgt für eine feinere Bewegung und gleichzeitig werden die Motoren massiv leiser.
Als nächstes möchte ich die Lager an der Y-Achse (unter der Platte) ersetzen und die X-Achse soll auf eine Linearführung umgerüstet werden. Das muss man nicht machen, aber man kann.
Beim Chiron ist ebenfalls der Lüfter für Hauptplatine und Netzteil ersetzt. Problem hierbei ist, der Chiron arbeitet mit 24V, also muss man noch ein Step Down Modul dazwischen schalten. Die Stepper Treiber wurden natürlich auch ersetzt, bessere Bewegung und leisere Motoren.
Bei beiden Druckern drucke ich inzwischen mit einer Brozzle Nozzle Zink Plated. Die Standard Messingdüsen sind ok, gehen aber bei abrasiven Filamenten wie Glow in the Dark mit der Zeit kaputt. Stahldüsen hingegen reagieren anders auf die Temperatureinstellungen. Kompromiss: beschichtetes Messing.


Wenn es um die Entscheidung ginge, ob FDM oder SLA Drucker, würde ich sofort sagen: FDM.

Für mich sprechen mehrere Punkte gegen SLA:
- das Resin. Giftiges Zeug und nicht unproblematisch in der Handhabung. Da ich den Drucker im Büro stehen habe geht das gar nicht.
- der Bauraum: Viel zu klein für die Sachen, die ich damit machen und umsetzen möchte
- die Kosten: Die laufenden Kosten sind nach meiner Rechnung höher als beim FDM (wobei das stark auf das Material ankommt)
Vorteil SLA:
- der hohe Detailgrad bei kleinen Sachen
- keine erkennbaren Layer
Dinge, die ich über SLA nicht weiß:
- Funktion der Drucker out of the box
- wie ist die Lernkurve bis hin zum perfekten Druck? Wie oft geht etwas daneben im Vergleich zu FDM?

Für mich sprechen folgende Punkte gegen FDM:
- Out of the box sind die meisten Drucker laut und nicht alle Komponenten das gelbe vom Ei
- die Lernkurve ist extrem unstet. Mal geht es, mal möchte man sich die Haare ausreißen. Dabei liegt es nicht nur an den Werten die man einstellen kann, sondern auch jedes Material reagiert anders und sogar innerhalb einer Materialgruppe reagiert jede Farbe oder jeder Typ (matt, glänzend, glow in the dark usw.) anders. Es kommt durchaus vor, dass man morgens reinkommt und dann sehen muss, dass die Düse irgendwann das Modell von der Platte gestoßen hat und er ab da nur noch frei Fäden in die Luft gedruckt hat.
Vorteil FDM:
- Die Flexibilität ist so unglaublich. Massig Materialien in zig Farben, mit zig Eigenschaften für die unterschiedlichsten Anwendungen. Man sagt sich zwar immer "ja ich kann die Farbe ja dann später lackieren" aber das macht man einfach oftmals nicht. Sondern man sucht sich das passende Material in der passenden Farbe und dann druckt man dem Junior seine flexible Schiene direkt aus.
- Die Vielfalt an Druckern ist immens. Es gibt so viele Modelle am Markt, was sich vor allem in den Preisen bemerkbar macht.
- Nur bei FDM bekommt man bezahlbar Drucker mit einem anständig großen Bauraum.
- Durch die Vielfalt bei den Düsen kann man durchaus auch feine Sachen drucken.
- Wenn man den Bogen raus hat und das richtige Material nimmt ist die Qualität extrem gut (siehe Lernkurve).

Das hier ist übrigens ein gutes Video zum Thema Oberflächennachbearbeitung bei FDM Drucken. So von wegen man sieht noch die Schichten...:
https://www.youtube.com/watch?v=0vgynnYzo08&t=7s

Ich pack mal noch ein paar Bilder rein.


Hier sieht man den Unterschied zwischen Freud und Leid. Links ein Druck mit Underextrusion, also unvollständigen Layern und rechts dann so wie es sein soll nach ein paar Feinen Einstellungen.
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So soll es sein. Ein recht kleines Bauteil und dennoch eine saubere Qualität. Und da ist nur ein Standard China PLA von nicht sehr hoher Güte.
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So kann es aussehen wenn Einstellungen und Material passen. Das schwarz matt PLA von 3D Jake schluckt bei entsprechend gut eingestelltem Druck die Layer ziemlich gut.
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Zack. Eco PLA rot und go.
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PLA Seide glänzend.
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PLA Glow in the Dark.
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PLA Wood. Hier sieht man eines der verbreiteten Probleme: Stringing. Ist bei Holz PLA fast nicht in den Griff zu bekommen, lässt sich aber sehr einfach nacharbeiten.
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Eines meiner ersten Projekte: Reparatur einer Spielzeugschildkröte mit Handicap. Früher ein Fall für den Müll, heute dank 3D Druck kein Problem mehr.
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Ein Modding Projekt an der alten PS4 um ihr die Kühlleistung etwas abzunehmen. Ohne den Chiron mit großem Bauraum wäre sowas nicht in einem Stück druckbar.
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PLA in Steinoptik. Einer der ersten Versuche mit der dickeren 0.6er Düse. Nicht ganz perfekt aber ich mag die Figur. Sie ist fast 25 cm hoch und steht hier auf dem Regal.
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Manchmal kann es aber auch so gehen. Fehlerhafte Schichten zwischendrin und oben im Kopfrbereich ist auch alles hin. Da war leider der Bauteilkühler kaputt und die Schichten sind zu weich geblieben.
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Tja, ist das Kunst oder kann das weg?
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So sieht mein kleiner von unten aus, der Anycubic i3 Mega. Die Netzteilabdeckung habe ich selbst entworfen und gedruckt.
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So sieht der große von unten aus, der Anycubic Chiron. Die vordere Abdeckung war hinzugeladen, musste ich aber modifizieren. Die Netzteilabdeckung habe ich selbst entworfen auf Basis einer anderen Datei.
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cLam
Einen im Tee

Beitrag von cLam »

Erstes kommt es anders und zweitens als gedacht.
Da ich spontan so einen Bock auf das Thema hatte, musste ich mich für einen Drucker entscheiden, der verfügbar war. Derzeit ist die Nachfrage so groß bzw. war so groß, dass der Markt leergefegt ist und es praktisch keine Angebote mehr gibt.

Um die Wartezeit von ein bis zwei Monaten zu umgehen, ist es jetzt der Creality CR-10 geworden, ein älteres Modell, das schon 2016 auf den Markt kam. Der war von Creality selbst vertrieben und sollte aus Tschechien geschickt werden. Wusste gar nicht, dass Hamburg in Tschechien liegt. Egal, so war der Drucker einen Tag früher da als angekündigt.
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Ein großer Karton und innen drin der verdammt gut verpackte Drucker.

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Eigentlich hat er so ziemlich viel, was ich nicht haben wollte. Es fehlt ein Filament-Sensor, die vertikale Achse ist nur einseitig angetrieben, vor-zurück geht es mit dem Druckbett und nicht mit dem Kopf, es gibt keine Lineareinheiten sondern nur Rollen auf den Aluprofilschienen, es gibt lediglich ein glattes Glasbett.
Dafür ist er halt schon länger auf dem Markt und die meisten der zahlreichen Meinungen sind sehr positiv. Zudem hat er mit 300mm x 300mm x 400mm einen gigantischen Druckraum für den Preis von 330€. So war es mir das Experiment doch wert. Beim Auspacken fiel mir übrigens auf, dass eine Zugentlastung für das Kabel am Druckbett schon angebracht war. Das ist bei vielen Druckern das erste, das man drucken sollte. Hier haben sie also mit der Zeit schon nachgebessert.

Im Signal haben es die ein oder anderen mitbekommen: Ich hadere mit dem Glasbett. Auf der mitgelieferten SD-Karte waren drei Drucke bereits fertig drauf. Auswählen, drucken, fertig. Nicht ganz. Ich habe es nicht hinbekommen, dass der Druck auf dem Glasbett haftet. Hab gelevelt, was das Zeug hielt, Haarspray versucht und mit der Betttemperatur gearbeitet, nichts hat wirklich geholfen. Beim Drucker waren noch Kreppaufkleber dabei, die haben dann die Lösung gebracht.

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Der erste, zweite und dritte Druck verliefen mit dem Krepppapier einwandfrei. Aber man kann anhand der Färbung des Papiers erkennen, dass auch hier der Druck sich lösen wollte. Er blieb am Krepp, das Krepp dann außerhalb auf dem Glas. Unter und rund um den Druck hatte es sich gelöst.

Heute habe ich dann die ersten eigenen Teile gedruckt. Diese muss ich mit einer Slicer-Software in Maschinencode umwandeln. Hierbei habe ich mehr Möglichkeiten, den Druck und die Parameter zu beeinflussen. Ich wollte es erneut mit dem Druck direkt auf das Glas testen. Dazu habe ich an drei Parameter geschraubt:
1: Zur Haftung habe ich kein Gitter gewählt, was drunter kommt, sondern einen Ring, der seitlich anliegt. Vgl. das Foto von der Katze und das folgende Foto.
2: Den Lüfter zum Kühlen habe ich für den ersten Millimeter ausgeschaltet bzw. langsam steigend eingestellt. Ich gehe davon aus, dass die Abkühlung des Druckes zu groß war und sich dadurch das ganze verformt und damit vom Glasbett gelöst hat.
3: In diesem Zusammenhang habe ich auch konsequent das Glasbett auf 60°C statt nur 45°C geheizt.

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Es funktioniert! Außen erkennt man den stabilisierenden Ring und dieser hat sich dank der Lüfter- und Betttemperatureinstellung nicht gelöst. Mit diesen Einstellungen sind jetzt zwei Drucke auf Anhieb gelungen.

Mehr zu meinen eigentlichen Drucken und Konstruktionen gibt es dann an anderer Stelle.
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Mailman
Kacknerd

Beitrag von Mailman »

cLam hat geschrieben: Fr. 8.5.2020 15:22 Es fehlt ein Filament-Sensor,
Habe ich bei beiden Druckern irgendwann abgeklemmt. Nervt nur. Entweder er gibt ein falsches Signal oder er führt das Filament früher oder später auf einem dummen Weg der eher schadet denn nützt. Mit dem Slicer weiß man, was an Filament gebraucht wird und dann richtet man sich eben danach.

cLam hat geschrieben: Fr. 8.5.2020 15:22 die vertikale Achse ist nur einseitig angetrieben, vor-zurück geht es mit dem Druckbett und nicht mit dem Kopf,
Tischrüttler sind halt aktuell der Standard in diesem Preissegment, einfach weil es einfach zu bauen ist.

cLam hat geschrieben: Fr. 8.5.2020 15:22 es gibt keine Lineareinheiten sondern nur Rollen auf den Aluprofilschienen
Die sind immerhin ruhiger als die Gleitlager beim kleinen Anycubic. Kann man nur selbst umbauen oder wieder von Anfang an sehr viel mehr Geld in den Drucker investieren.

cLam hat geschrieben: Fr. 8.5.2020 15:22 es gibt lediglich ein glattes Glasbett.
Auch normal. Wenn man den Bogen mal raus hat... ;)

cLam hat geschrieben: Fr. 8.5.2020 15:22 Zudem hat er mit 300mm x 300mm x 400mm einen gigantischen Druckraum für den Preis von 330€.
This!
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cLam
Einen im Tee

Beitrag von cLam »

Ich traue mich gerade an den ersten längeren Druck. An Sonntag wird Mama besucht und sie soll eine neue Vase bekommen. Ist lediglich knapp 110mm hoch, aber ich hab dir Auflösung auf 0,1mm geschraubt und so braucht der Druck 24h. Die Auflösung hätte wahrscheinlich nicht sein müssen, aber hey, es ist für Mama.

Nach einer Stunde sieht es bislang gut aus. Der Druck haftet am Bett. Die Vase erhebt sich.

Sollte der Drucker den Druck ordentlich machen, hat er sich seine Dekostreifen verdient, die ich noch nicht angebracht habe.
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Mailman
Kacknerd

Beitrag von Mailman »

Mal zur Ansteuerung beim Druck.

Anfangs habe ich über eine SD Karte gedruckt. Man macht also den GCODE, schiebt in auf die Karte und ab in den Drucker. Diese Methode hat sich aber als sehr anfällig und wenig komfortabel erwiesen, zumal mir die SD Karten immer nach einiger Zeit verreckt sind (war wohl zu warm).

Dann habe ich per USB Kabel aus Cura heraus (das ist die Slicer Software, die ich nutze) gedruckt. Das hat den Nachteil., dass der Rechner an sein muss hierfür.

Dann habe ich mich mit den Möglichkeiten beschäftigt, das ganze über einen Raspberry laufen zu lassen. Da kam dann das Raspberry OS OctoPrint ins Spiel. https://octoprint.org
Das ist eine Freeware, mit der man einen Drucker steuern kann, zusätzliche Infos anzeigen lassen kann, eine Webcam betreiben etc. Das ganze wird über ein Webinterface gesteuert und ist dann schon eine ganze Ecke komfortabler.

Letztlich habe ich mir dann mit einem Kollegen aber eine Multi-Lizenz für den Repetier Server gekauft.
https://www.repetier.com
Das ist ebenfalls ein Druckserver der über einen Raspberry läuft. Der Unterschied ist der Funktionsumfang. Repetier kann einem genaue Infos über die zu druckende Datei geben, schätzt die Kosten, schätzt die Endzeit aktualisiert anhand des Fortschrittes, kann alle Funktionen des Druckers bequem per Webinterface oder Touchscreen direkt am Raspberry steuern, gibt einem eine 2D und sogar eine 3D Vorschau des Modells. Zudem kann er mehrere Drucker gleichzeitig betreiben, heißt ich brauche für beide Drucker nur einen Raspberry. Und er kann per Webcam (angeschlossen am Raspberry Pi) Zeitraffer Aufnahmen machen. Entweder nach festgelegtem Zeitintervall (das können andere auch) oder an einem festgelegten Punkt pro Schicht (das können andere nicht). Man muss vorher eine Position definieren nach X/Y-Koordinate. Dann fährt er diese einmal pro Schicht an, wenn er in der Nähe ist, wartet kurz für den Shot und macht dann weiter.

Dabei kommt dann sowas heraus, bei dem das Modell in die Höhe zu wachsen scheint. Leider war meine Kamera nciht fest und ich hatte nicht damit gerechnet dass der Drucker beim Füllen der dünnen Wände so viel Vibration auf den Tisch ausübt. Naja man lernt ja nie aus:

https://youtu.be/WGiVYrvsE-Q
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Roadrunner
Pustevogel

Beitrag von Roadrunner »

Mailman hat geschrieben: So. 10.5.2020 00:51 Und er kann per Webcam (angeschlossen am Raspberry Pi) Zeitraffer Aufnahmen machen. Entweder nach festgelegtem Zeitintervall (das können andere auch) oder an einem festgelegten Punkt pro Schicht (das können andere nicht).
Das erklärt meine Frage von gestern im Signal. :) :d=:
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Fly79
UE25er

Beitrag von Fly79 »

cLam hat geschrieben: Fr. 8.5.2020 21:16 Ich traue mich gerade an den ersten längeren Druck. An Sonntag wird Mama besucht und sie soll eine neue Vase bekommen. Ist lediglich knapp 110mm hoch, aber ich hab dir Auflösung auf 0,1mm geschraubt und so braucht der Druck 24h. Die Auflösung hätte wahrscheinlich nicht sein müssen, aber hey, es ist für Mama.

Nach einer Stunde sieht es bislang gut aus. Der Druck haftet am Bett. Die Vase erhebt sich.

Sollte der Drucker den Druck ordentlich machen, hat er sich seine Dekostreifen verdient, die ich noch nicht angebracht habe.
Ich beantrage eine Bild der fertigen Vase.
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cLam
Einen im Tee

Beitrag von cLam »

Jepp. (Ich hab an der Vase nichts gemacht, deshalb bestätige ich einfach, dass es gut funktioniert hat.) Schwiegermutter will jetzt auch eine.

Und gestern hat mich Ma gefragt, ob ich nicht auch eine ordentliche Butterdose konstruieren und drucken könne. Die beiden seien mit den gekauften nie zufrieden. :silly2:
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cLam
Einen im Tee

Beitrag von cLam »

Die Butterdose muss natürlich aus einem lebensmittelechtem Material gedruckt werden. Da gibt es auch spezielle Filamente zu.
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[4T2]Babelfish
Hollywood-Reporter

Beitrag von [4T2]Babelfish »

Der Grundstein einer selbstständigen Tätigkeit, falls es mit dem bisherigen Job schlechter wird. ;)
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Mailman
Kacknerd

Beitrag von Mailman »

cLam hat geschrieben: Mo. 11.5.2020 09:29 Jepp. (Ich hab an der Vase nichts gemacht, deshalb bestätige ich einfach, dass es gut funktioniert hat.) Schwiegermutter will jetzt auch eine.

Und gestern hat mich Ma gefragt, ob ich nicht auch eine ordentliche Butterdose konstruieren und drucken könne. Die beiden seien mit den gekauften nie zufrieden. :silly2:
Der Druck ist doch top. Also so sahen meine am Anfang nicht aus.
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