Verkehrswende

Wir sind zu alt für den Scheiß!
Benutzeravatar
Quichotte
UE25er

Verkehrswende

Beitrag von Quichotte »

Derzeit ist unsere Mobilität sehr auf das Auto ausgerichtet. Politisch wird daran auch noch sehr festgehalten.

Gleichwohl hat dieses Mobilitätskonzept einige Tücken. Wir haben einen großen Flächenverbrauch für parkende Autos, viel Stau, viele Verletzte, hohe Kosten (individuell und allgemein) usw.

Die Alternativen sind vernachlässigt worden. Der ÖPNV wurde kaputtgespart und zurückgebaut, Fahrradfahrer und Fußgänger werden nicht gleichwertig in der Verkehrsplanung berücksichtigt.

Aber, es bewegt sich in letzter Zeit etwas mehr oder schneller als in den Jahren zuvor.

Ich finde das Thema sehr interessant und möchte diesen Thread dazu nutzen, offen die Entwicklung unserer Mobilität zu beobachten. Meine persönliche Meinung hierzu hat sich in den vergangenen Monaten mehrfach geändert oder konkretisiert. Ich spüre da auch gesellschaftlich viel Bewegung, deren Richtung nicht immer leicht auszumachen ist.

tltr: Verkehrswende möchte ich von speziell Auto, Fahrrad oder Politik allgemein entkoppeln und in diesem Thread offen diskutieren.
Benutzeravatar
Quichotte
UE25er

Beitrag von Quichotte »

Wie komme ich ausgerechnet jetzt dazu?

Dieses YouTube-Video wollte ich ans Herz legen: TEDx Fahrräder verändern (17 min)

Ich pendle jetzt seit fast zwei Jahren mit dem Rad zur Arbeit und alle Aspekte in dem Vortrag kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Ich finde den Vortrag auch kurzweilig.
Benutzeravatar
d-high
Turntablerocker

Beitrag von d-high »

Alles sehr schoen und visionaerisch, funktioniert hier aber null, es sei denn du hast suicidal tendencies! als fahrradfahrer bist du hier freiwild!
Benutzeravatar
Quichotte
UE25er

Beitrag von Quichotte »

Klar, Verkehrswende ist ein anstehender Change und damit auch Vision.
CaesarCommodus
Dad Vader

Beitrag von CaesarCommodus »

Ach, in Berlin wird viel gemacht und umgesetzt, so sehr, dass der ADAC wimmert.
Benutzeravatar
Quichotte
UE25er

Beitrag von Quichotte »

Auch ein guter Vortrag über 15 Minuten, in dem es um Verkehrsdesign geht.
Benutzeravatar
Quichotte
UE25er

Beitrag von Quichotte »

In Stuttgart soll im Rahmen einer Neugestaltung der B14 der Autoverkehr auf die Hälfte reduziert werden.
Benutzeravatar
Roadrunner
Pustevogel

Beitrag von Roadrunner »

Quichotte hat geschrieben: Sa. 11.1.2020 15:19 In Stuttgart soll im Rahmen einer Neugestaltung der B14 der Autoverkehr auf die Hälfte reduziert werden.
Na klasse...
In Fellbach wurde was ähnliches gemacht. Eine 2-spurige und ständig überlastete Straße wurde 1-spurig gemacht und ein dicker Fahrradweg angelegt.
Seither ist der Stau - Überraschung - noch schlimmer als zuvor und es sind wenige Fahrräder unterwegs.
Und etwas ähnliches erwarte ich auch auf der B14. (Danke übrigens für den Link, das wusste ich noch nicht.)
Zu glauben dass der Autoverkehr um 50% geringer wird wenn man 50% der Straße weg nimmt ist freundlich ausgedrückt blauäugig. Wenns gut läuft wird es 10% weniger und der Stau dafür doppelt so schlimm und entsprechend wird auch die Abgasbelastung steigen.
Das Problem auf der B14 ist ja, dass ein Großteil davon Durchgangsverkehr ist. Und der wird erst weniger, wenn es eine Umgehungsstraße gibt. Und das weiß jeder, auch die Politiker. Aber die bekommen es ja nicht geschissen eine Umgehung zu bauen. (Unter anderem auch wegen Bürgerinitiativen...)
Zu glauben dass jemand der z.B. nach Sindelfingen fahren muss aufs Fahrrad umsteigt ist doch idiotisch.
[Ironie]Aber für so was tolles wie einen Autobahnring um die Stadt müsste man vermutlich in einer Stadt mit Industrie und Geld sein und nicht in einem Provinzkaff ohne nennenswerten Steuereinnahmen. [/Ironie]
Benutzeravatar
Blind Fish
UE25er

Beitrag von Blind Fish »

:d=:

Man kann es zurückbauen, NACHDEM der Autoverkehr abgenommen hat, weil attraktive Alternativen geschaffen wurden.
Das Auto durch Zwang unattraktiv zu machen führt wie so oft bei Zwang gelegentlich zu Trotzreaktionen.
Abgesehen davon, das zum Umstieg ja Alternativen vorhanden sein müssen.
Benutzeravatar
Quichotte
UE25er

Beitrag von Quichotte »

Wenn ÖPNV oder Rad attraktiver wird, steigt jemand vom Auto darauf um. Ein anderer steigt dafür ins Auto um, weil ja wieder etwas Platz ist. Wenn man den Verkehr verlagern möchte, muss man die Verkehrsfläche umwidmen, sonst wird das nichts.

Ich gehe auch mal davon aus, dass in Stuttgart nicht nur eine Umgehung, sondern auch ein gescheiter Radweg fehlt. Dieser kommt ja jetzt immerhin. Mit der hohen Zahl an PKW kann es nicht weitergehen. Oder gibt es in Stuttgart kein Problem mit PKW?
Benutzeravatar
Blind Fish
UE25er

Beitrag von Blind Fish »

Ich würde erst auf ein anderes Verkehrsmittel umsteigen, wenn es sich in einer positiven Form anbieten würde.
Nicht weil es sich in negativer Art, die herbeigeführt wird, erzwungen wird.
Das ist wie in der Pädagogik. Strafe und Zwang führen langfristig nicht zur Einsicht.
Wenn die Einsicht erwirkt wird, das es sich positiv lohnt, dann wird der Anteil derer, die durch den neuen Raum evtl. auf ein Auto umsteigen würden, sich in Grenzen halten.
Benutzeravatar
Quichotte
UE25er

Beitrag von Quichotte »

Der Punkt ist, dass man loslegen muss. Egal an welcher Stelle man anfängt, Hauptsache man geht endlich los.
Benutzeravatar
Roadrunner
Pustevogel

Beitrag von Roadrunner »

Quichotte hat geschrieben: Sa. 11.1.2020 18:54 Wenn ÖPNV oder Rad attraktiver wird, steigt jemand vom Auto darauf um. [...] Wenn man den Verkehr verlagern möchte, muss man die Verkehrsfläche umwidmen, sonst wird das nichts.
Ja stas stimmt schon. Allerdings wird in einer bergigen Gegend wie Fahrradfahren nie so attraktiv sein wie in Holland oder anderen flacheren Gegenden.
Ich gehe auch mal davon aus, dass in Stuttgart nicht nur eine Umgehung, sondern auch ein gescheiter Radweg fehlt. Dieser kommt ja jetzt immerhin.

Ja Radwege fehlen sicherlich an vielen Orten. Aber es gibt halt mangels Umgehung sehr viel Durchgangsverkehr.
Und der wird sicherlich nicht aufs Fahrrad umsteigen.
Das heisst der Stau wird noch schlimmer als es jetzt schon ist.
Wie der Blindi sagte: Man muss halt auch ne Alternative zur Verfügung stellen. Und da braucht es nicht nur einen Radweg sondern seit Jahrzehnten auch ganz ganz dringend eine Umgehung!
Mit der hohen Zahl an PKW kann es nicht weitergehen. Oder gibt es in Stuttgart kein Problem mit PKW?
Nein. In Stuttgart gibt es kein Problem mit PKW. Hier gibt es massenweise Parkplätze, die größtenteils sogar gratis sind. Und Stau gibt es hier nur in Ausnahmefällen. Zum Ausgleich kommt dann falls doch mal Stau eine Putzkolonne der Stadt und wienert das Auto auf Hochglanz. [/ironie]
Benutzeravatar
Roadrunner
Pustevogel

Beitrag von Roadrunner »

Blind Fish hat geschrieben: Sa. 11.1.2020 19:12 Ich würde erst auf ein anderes Verkehrsmittel umsteigen, wenn es sich in einer positiven Form anbieten würde.
Nicht weil es sich in negativer Art, die herbeigeführt wird, erzwungen wird.
Das ist wie in der Pädagogik. Strafe und Zwang führen langfristig nicht zur Einsicht.
Wenn die Einsicht erwirkt wird, das es sich positiv lohnt, dann wird der Anteil derer, die durch den neuen Raum evtl. auf ein Auto umsteigen würden, sich in Grenzen halten.
Naja ich fürchte ein bisschen Zwang muss schon sein. Ohne Zwang bewegen sich die allerwenigsten aus der vertrauten Komfortzone.
Aber die Alternative muss halt auch attraktiv sein!
Wenn es keine oder nur eine sehr unbrauchbare Alternative gibt tritt dann das ein, was du gesagt hast.

Ich meine ich bin ja jetzt zwangsweise seit 4 Wochen ohne Auto unterwegs.
Und ich muss sagen... jetzt so mit Fahrten per App nachschauen und dem Kofort das Ticket gleich in der App zu kaufen ohne an einen Automaten zu müssen ist das schon gar nicht schlecht inzwischen. Und der Nahverkehr ist in der Regel auch ziemlich pünktlich.
Zum Beispiel zum Baumarkt brauche ich mit Bus+Bahn kaum länger als mit dem Auto.
Wobei ich für eine 15minütige Fahrt 2,50€ etwas teuer finde.
Aber zur Arbeit brauche ich mit dem Auto 15-20 Minuten und mit den Öffis 50-60 Minuten. Das ist keine echte Alternative. Wenn ich hier sagen wir mal max. 30 Minuten brauchen würde wäre das schon eine Alternative. Dann würde ich z.B. sicherlich auch statt Scheibe kratzen lieber die Bahn nehmen. Oder eventuell sogar ein Monatsticket in Erwägung ziehen.
Die Lösung ist dann aber nicht dafür zu sorgen, dass ich mit dem Auto auch 50-60 Minuten brauche.
Benutzeravatar
Roadrunner
Pustevogel

Beitrag von Roadrunner »

Quichotte hat geschrieben: Sa. 11.1.2020 19:26 Der Punkt ist, dass man loslegen muss. Egal an welcher Stelle man anfängt, Hauptsache man geht endlich los.
Jaein... auch wenn ich geneigt bin dir zuzustimmen...
Aber eine Umgehung ist absolut nicht in Sicht. Dafür machen sie jetzt das Nadelöhr noch enger.
Das ist definitiv an der falschen Stelle angefangen.
Und die Rechnung: Wir nehmen 50% der Verkehrsfläche weg, dann haben wir 50% weniger Verkehr.
Vielleicht sollten wir dann auch einfach 50% der Krankenhäuser und Ärzte abschaffen. Dann haben wir 50% weniger Kranke.
Benutzeravatar
Quichotte
UE25er

Beitrag von Quichotte »

Selbstfahrende Autos können nur 1/3 der Unfälle verhindern. Um eine höhere Quote zu erreichen müsste die KI vom Vorbild Mensch abweichen und bewusst vorsichtiger fahren.
https://www.fairkehr-magazin.de/archiv/ ... ne-mensch/
Tja, das dürfte für den menschlichen Fahrer vermutlich auch gelten..
Benutzeravatar
[4T2]Babelfish
Hollywood-Reporter

Beitrag von [4T2]Babelfish »

Quichotte hat geschrieben: Di. 7.1.2020 09:52 Verkehrswende möchte ich von speziell Auto, Fahrrad oder Politik allgemein entkoppeln und in diesem Thread offen diskutieren.
Gute Idee ...

Quichotte hat geschrieben: Di. 7.1.2020 09:52Die Alternativen sind vernachlässigt worden. Der ÖPNV wurde kaputtgespart und zurückgebaut, Fahrradfahrer und Fußgänger werden nicht gleichwertig in der Verkehrsplanung berücksichtigt.
Die Frage ist doch, wie das passieren konnte? Warum wurde in den letzten 100 Jahren immer mehr Fokus auf das Auto als primären Verkehrsträger gelegt. Und die Antwort ist an sich ganz einfach: Bequemlichkeit und Flexibilität.

Jetzt kann man natürlich darüber diskutieren, ob das Auto im Verhältnis zu seinem Nutzen zu viel Platz (im öffentlichen Raum) beansprucht, ob es (ebenfalls im Verhältnis zu seinem Aufkommen und dem damit verbundenen Nutzen) für zu viele Verletzte auf unseren Straßen verantwortlich ist und ob es u.a. auch damit (aber v.a. mit seinen Abgasen) der Umwelt über Gebühr schadet oder zumindest so viel, dass es wirklich eine Verkehrswende braucht.

Fakt ist, dass die Unfallzahlen, die im Zusammenhang mit dem PKW-Verkehr stehen, seit Jahren im Trend (teilweise sogar stark) rückläufig sind, während ausschließlich die Unfälle zwischen Radfahrern und Fußgängern (ebenfalls zum Teil erheblich) zugenommen haben. Das mag v.a. daran liegen, dass die Autos immer sicherer werden (aktiv wie passiv) und dass die Nutzung von Fahrrädern in der Zwischenzeit stark zugenommen hat (v.a. von solchen mit Elektrounterstützung, die im Schnitt deutlich schneller gefahren werden also solche ohne Akku). Ich bin daher auch davon überzeugt, dass es einen erhöhten Bedarf nach gut ausgebauten (!) Radwegen gibt. Ich glaube allerdings nicht, dass es in Städten einen erhöhten Bedarf an ÖPNV-Angeboten gibt (v.a. jetzt zu Zeiten von Corona), auf dem Land aber tatsächlich schon. Wobei man sich in ländlichen Regionen damit abfinden muss, dass ein besser ausgebauter ÖPNV in irgendeiner Form ein Verkehrsträger sein kann, der sich finanziell selbst trägt, geschweige denn Geld verdient.

Meiner Meinung nach ist es übrigens stets (und ausschließlich) der falsche Weg, einen etablierten Verkehrsträger kurzfristig unattraktiver zu machen, um eine sogenannte Verkehrswende einzuleiten. Wenn es kein attraktives Alternativangebot gibt, werden nur wenige ihr Verhalten ändern. Es wird somit zu Chaos, Unzufriedenheit (ob des Zeitverlusts oder gestiegener Kosten) und zu Ablehnung der guten Sache kommen. Und das ist keine Theorie, das ist überall dort zu sehen, wo aus ideologischen Gründen, Autofahren erschwert oder verteuert bzw. verboten worden ist.

Das heißt überhaupt nicht, dass man im Status Quo verharren soll. Es bedeutet bloß, dass man den Übergang auf eine andere Nutzung unserer Straßen für diejenigen, die sich bereits für eine Form der Nutzung entschieden haben (und dafür auch erhebliches Geld investiert haben), attraktiv gestalten sollte. Anreize schaffen, statt das alte Nutzungsverhalten abzustrafen. Ich finde es beispielsweise völlig OK, wenn man fordert, Anwohnerparkausweise müssen teurer werden, weil die derzeitigen Preise ein Witz sind. Aber bitte nicht von heute auf Morgen sondern mit Ankündigung und dann stufenweise über die nächsten 10 bis 20 Jahre. Auf diese Weise haben die Anwohner, die Möglichkeit sich langsam an die neue Situation zu gewöhnen und dann ggf. zum Zeitpunkt einer theoretischen Neuanschaffung eines weiteren PKW anders zu entscheiden und lieber ein elektrisches Lastenfahrrad oder eine Jahreskarte für den ÖPNV anzuschaffen. Ähnliches gilt für Fahrradwege. Wenn ich möchte, dass mehr Rad gefahren wird, schaffe ich die entsprechenden Bedingungen und nehme nicht einfach den Autofahrern Fahrspuren weg. Wer sagt denn da freudig, wie toll er das jetzt findet und endlich Grund genug hat, auf das Rad umzusteigen? Die Allerwenigsten!

Radfahrer in Deutschland denken außerdem leider ganz häufig, dass sie irgendwie einen Sonderstatus haben. Verhalten sich im Straßenverkehr wie die Wildsäue, missachten Verkehrsregeln und schimpfen dann auch noch, wenn man sie (auch dezent) darauf hinweist. Dabei sind es nicht bloß Situationen in denen rote Ampeln ignoriert, Fußgängerwege befahren oder Einbahnstraßen verkehrt herum genutzt werden. Es geht ganz häufig um Momente, in denen sich Radfahrer selbst massiv gefährden. Da wird ohne Seitenblick und bei voller Fahrt vom Bürgersteig auf die Straße gewechselt, da kommt einem als PKW-Fahrer in einer Baustelle mit Ampelregelung an der engsten Stelle ein Radfahrer entgegen, so dass man eine Vollbremsung machen muss oder ein besonders schlauer Radfahrer drängelt sich an der Ampel auch noch an einem dicken LKW halb vorbei, nur um dann voll in dessen totem Winkel zum Stehen zu kommen. Und wenn dann einem Radler mal wieder etwas passiert, jammern alle herum, wie gefährlich es aufgrund der bösen Autos auf unseren Straßen ist.

Eine Verkehrswende hin zu mehr Radnutzung kann somit nur funktionieren, wenn Radfahrer die geltenden Regeln grundsätzlich auch für sich selbst akzeptieren. Und dazu gehört dann beispielsweise auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung für Radfahrer, die zur Not mittels polizeilicher Maßnahmen kontrolliert wird - wie neulich in Berlin geschehen. Social Media war voll von #Verkehrswende-Jammerern, die das überhaupt nicht akzeptieren konnten. Tja ... so wird das dann wohl nichts.
Benutzeravatar
cLam
Einen im Tee

Beitrag von cLam »

Ich hab bislang nur das Fazit gelesen. Frei: „Die Verkehrswende kann nur funktionieren, wenn sich die Radfahrer an die Regeln halten.“

Wow.

Ich muss mir in einer freien Minute mal durchlesen, wie du das darauf fokussierst.
Benutzeravatar
Quichotte
UE25er

Beitrag von Quichotte »

Natürlich müssen Verkehrsflächen umgewidmet werden. Die autofokussierte Stadt ist hässlich, laut, teuer und unsozial. Menschen mit niedrigem Einkommen können sich kein Auto leisten. Vollgeparkte Wohngebiete sind doch nicht attraktiv, um dort zu leben. Kinder können wegen der Autos nicht auf der Straße spielen oder sicher mit dem Rad rumfahren.

Wir nehmen das nur als gegeben hin, aber das ist es nicht.

Wenn man mal alles vergisst und sich eine lebenswerte Stadt vorstellt, würde man dann Autos darüber auskippen oder hätte man einen geilen ÖPNV, geile Rad- und Fußwege, Grün- und Spielflächen sowie Flaniermeilen?

Und es passiert. Es ist in den Niederlanden passiert, es passiert in Paris, es passiert überall, wo Verkehrsfläche umgewidmet werden.
Benutzeravatar
[4T2]Babelfish
Hollywood-Reporter

Beitrag von [4T2]Babelfish »

cLam hat geschrieben: Mi. 23.9.2020 12:49 Ich hab bislang nur das Fazit gelesen. Frei: „Die Verkehrswende kann nur funktionieren, wenn sich die Radfahrer an die Regeln halten.“

Wow.
Ich musste den Text in einer gewissen Eile schreiben. Das ist definitiv nicht, worauf man meinen Text eindampfen sollte.

Ich stelle a.) in Frage, ob es überhaupt so etwas wie eine Verkehrswende braucht und behaupte b.) dass sie leichter zu bewerkstelligen wäre (so man sie denn angehen will), wenn man erst Anreize für alternative Verkehrsträger schafft bevor man zu unzuverlässigem ÖPNV und schlechten Radwegen den Autofahrern zusätzlich Fahrspuren wegnimmt oder Autofahren von einem auf den anderen Tag stark verteuert.
Benutzeravatar
[4T2]Babelfish
Hollywood-Reporter

Beitrag von [4T2]Babelfish »

Quichotte hat geschrieben: Mi. 23.9.2020 13:29 Natürlich müssen Verkehrsflächen umgewidmet werden. Die autofokussierte Stadt ist hässlich, laut, teuer und unsozial.
Warum wollen denn dann so viele Leute dort wohnen? :oO:
Quichotte hat geschrieben: Mi. 23.9.2020 13:29Menschen mit niedrigem Einkommen können sich kein Auto leisten.
Menschen mit niedrigem Einkommen können sich auch noch viele andere Sachen nicht leisten, soll man die dann auch unattraktiv machen oder gleich abschaffen?
Quichotte hat geschrieben: Mi. 23.9.2020 13:29Vollgeparkte Wohngebiete sind doch nicht attraktiv, um dort zu leben. Kinder können wegen der Autos nicht auf der Straße spielen oder sicher mit dem Rad rumfahren.
Das kommt letztlich ganz stark auf die jeweiligen Wohngebiete an, oder? Wenn das alte Wohngebiete sind, die noch zu Zeiten einer geringeren Verkehrslage geplant wurden, mag das stimmen. Trotzdem sind es oft genau diese, in denen die höchsten Mieten erzielt werden.
Quichotte hat geschrieben: Mi. 23.9.2020 13:29 Wenn man mal alles vergisst und sich eine lebenswerte Stadt vorstellt, würde man dann Autos darüber auskippen oder hätte man einen geilen ÖPNV, geile Rad- und Fußwege, Grün- und Spielflächen sowie Flaniermeilen?
Warum nicht alles zusammen?
Benutzeravatar
Quichotte
UE25er

Beitrag von Quichotte »

[4T2]Babelfish hat geschrieben: Mi. 23.9.2020 13:30 Ich musste den Text in einer gewissen Eile schreiben. Das ist definitiv nicht, worauf man meinen Text eindampfen sollte.

Ich stelle a.) in Frage, ob es überhaupt so etwas wie eine Verkehrswende braucht und behaupte b.) dass sie leichter zu bewerkstelligen wäre (so man sie denn angehen will), wenn man erst Anreize für alternative Verkehrsträger schafft bevor man zu unzuverlässigem ÖPNV und schlechten Radwegen den Autofahrern zusätzlich Fahrspuren wegnimmt oder Autofahren von einem auf den anderen Tag stark verteuert.
Jetzt nenne mir mal die Gründe, die verkehrsplanerisch für das Auto sprechen.

Und, wo soll in den Städten der Platz für die Rad- und Fußwege herkommen? Und was ist mit den rumstehenden Autos?
Benutzeravatar
Quichotte
UE25er

Beitrag von Quichotte »

[4T2]Babelfish hat geschrieben: Mi. 23.9.2020 13:34
Quichotte hat geschrieben: Mi. 23.9.2020 13:29 Wenn man mal alles vergisst und sich eine lebenswerte Stadt vorstellt, würde man dann Autos darüber auskippen oder hätte man einen geilen ÖPNV, geile Rad- und Fußwege, Grün- und Spielflächen sowie Flaniermeilen?
Warum nicht alles zusammen?
Weil im Moment alle Fläche beim Auto ist.
Benutzeravatar
Bandito
Diva

Beitrag von Bandito »

Wer als Radfahrer im Straßenverkehr gleich behandelt werden will wie alle anderen, der muss sich dann auch so verhalten.

In einem Nachrichtenmagazin hat man mal einen Test an zwei Kreuzungen in München und Berlin gemacht - wie viele Radfahrer da bei rot über die Ampel radeln - in einer Stunde waren das jeweils mehr als 30.
Ein paar der Damen und Herren haben die dann angehalten und nachgefragt, warum sie denn nicht angehalten haben ...

... ich habs eilig
... ich schaue ja schon ob da jemand kommt
... kein Bock zu warten
... da kommt schon keiner

Mit dem Auto / Moped würde sich wohl kaum jemand so verhalten - auf dem Rad ist das aber für viele nicht mal ein Kavaliersdelikt.

Insgesamt finde ich es immer wieder schön, wie alle immer nur fordern, fordern, fordern aber niemand Ideen und klare Konzepte hat, wie es denn besser gehen könnte - insgesamt und nicht nur für die eigene Interessengruppe.

Thema Geld - wenn ich mit den Öffis nach Bonn ins Zentrum fahre, dann bezahle ich deutlich mehr als mit dem Auto - und da ist parken schon inklusive. Dazu dauert mehr als drei mal so lange, Busse und Bahnen sind unpünktlich und zu Stosszeiten überfüllt.

Klar könnte ich mich auch aufs Rad setzen und bis da hin temmeln - wird nur schwierig die Sachen dann auf dem Kopf zu balancieren wenn ich wieder nach Hause fahre.
Benutzeravatar
Quichotte
UE25er

Beitrag von Quichotte »

Quichotte hat geschrieben: Mi. 23.9.2020 13:38
[4T2]Babelfish hat geschrieben: Mi. 23.9.2020 13:30 Ich musste den Text in einer gewissen Eile schreiben. Das ist definitiv nicht, worauf man meinen Text eindampfen sollte.

Ich stelle a.) in Frage, ob es überhaupt so etwas wie eine Verkehrswende braucht und behaupte b.) dass sie leichter zu bewerkstelligen wäre (so man sie denn angehen will), wenn man erst Anreize für alternative Verkehrsträger schafft bevor man zu unzuverlässigem ÖPNV und schlechten Radwegen den Autofahrern zusätzlich Fahrspuren wegnimmt oder Autofahren von einem auf den anderen Tag stark verteuert.
Jetzt nenne mir mal die Gründe, die verkehrsplanerisch für das Auto sprechen.

Und, wo soll in den Städten der Platz für die Rad- und Fußwege herkommen? Und was ist mit den rumstehenden Autos?
Ach, und noch eine Ergänzung:

Wo soll es perspektivisch hinführen? Wie ist der Weg dorthin und welches Tempo können wir uns dabei leisten?

Eine Rahmenbedingung ist nämlich, dass unser Planet gerade abraucht und wir akut Klimaneutralität erreichen müssen. Wir haben keine Zeit für Experimente und ich will es mal so sagen: Der PKW-Individualverkehr ist ein totes Pferd. Jede Investition (als Verkehrsplaner) in dieses Auslaufmodell ist wirtschaftlich/ökonomisch verschwendet.
Benutzeravatar
Bandito
Diva

Beitrag von Bandito »

und auch da kann ich nur wieder anführen, dass dann aber auch die ganze Welt was anpacken muss ... ach was red ich ... das bekommen wir ja noch nicht mal in Europa hin.

Solange das nicht der Fall ist, sind die ganzen Maßnahmen die wir hier bei uns versuchen umzusetzen bestenfalls ein Tropfen auf den heissen Stein.

Unsere "alten" Benziner und Diesel landen ja teils im osteuropäischen Ausland - beispielsweise Rumänien - das erste, was die da vor Ort mit einem Auto aus Deutschland machen -> Kat ausbauen und separat verkaufen, weil die damit den größten Schnitt machen können.

Das hat zur Folge, dass 80-90% der gebrauchten Autos in Rumänien ohne Kat unterwegs sind.
Wirklich sinnvoll kann das daher nicht sein, dass wir hier so vehement gegen "alte" Diesel vorgehen und die Probleme damit ins Ausland verlagern.

Die Menschheit ist einfach zu dumm um auf dieser Welt noch viel länger als 80-100 Jahre zu überleben.
Den Planeten wird das nicht viel kümmern, der braucht uns nicht und auf die gesamte Existenz gerechnet sind wir eh nur ein kleiner Fliegenschiss auf nem Riesentanker
Benutzeravatar
Quichotte
UE25er

Beitrag von Quichotte »

Bandito hat geschrieben: Mi. 23.9.2020 13:44
Thema Geld - wenn ich mit den Öffis nach Bonn ins Zentrum fahre, dann bezahle ich deutlich mehr als mit dem Auto - und da ist parken schon inklusive. Dazu dauert mehr als drei mal so lange, Busse und Bahnen sind unpünktlich und zu Stosszeiten überfüllt.

Klar könnte ich mich auch aufs Rad setzen und bis da hin temmeln - wird nur schwierig die Sachen dann auf dem Kopf zu balancieren wenn ich wieder nach Hause fahre.
Ja, Thema Geld: Nicht Spritkosten gegen Bahnticket vergleichen, sondern wieviel Du sparst, wenn Du gar kein Auto hast. Und beim Komfort könnte man noch den Aspekt reinbringen, dass man sich um ein nicht vorhandenes Auto auch nicht kümmern muss.

Aber es ist ja nicht nur Geld, sondern auch Emotion. Aber ich will ja kein Auto verbieten. Ist halt nur die Frage, worauf ich verkehrsplanerisch setze.

Auch noch Geld: Die Allgemeinheit muss derzeit den Schaden in Höhe von rund 180 EUR pro Tonne ausgestoßenen CO2 bezahlen. Das sollte man bei der Verkehrsplanung auch mit reinnehmen. Es geht um das Geld der Allgemeinheit und wofür es ausgegeben wird.
Benutzeravatar
Quichotte
UE25er

Beitrag von Quichotte »

Bandito hat geschrieben: Mi. 23.9.2020 14:05 und auch da kann ich nur wieder anführen, dass dann aber auch die ganze Welt was anpacken muss ... ach was red ich ... das bekommen wir ja noch nicht mal in Europa hin.

Solange das nicht der Fall ist, sind die ganzen Maßnahmen die wir hier bei uns versuchen umzusetzen bestenfalls ein Tropfen auf den heissen Stein.

Unsere "alten" Benziner und Diesel landen ja teils im osteuropäischen Ausland - beispielsweise Rumänien - das erste, was die da vor Ort mit einem Auto aus Deutschland machen -> Kat ausbauen und separat verkaufen, weil die damit den größten Schnitt machen können.

Das hat zur Folge, dass 80-90% der gebrauchten Autos in Rumänien ohne Kat unterwegs sind.
Wirklich sinnvoll kann das daher nicht sein, dass wir hier so vehement gegen "alte" Diesel vorgehen und die Probleme damit ins Ausland verlagern.

Die Menschheit ist einfach zu dumm um auf dieser Welt noch viel länger als 80-100 Jahre zu überleben.
Den Planeten wird das nicht viel kümmern, der braucht uns nicht und auf die gesamte Existenz gerechnet sind wir eh nur ein kleiner Fliegenschiss auf nem Riesentanker
Ja, der Nachbar muss auch fegen.

Und „Arschlecken, jetzt scheiß ich erst Recht auf die Zukunft unserer Kinder!“ ist ja nicht nur eine faule Ausrede, sondern auch eine menschenverachtende Einstellung.
Benutzeravatar
Bandito
Diva

Beitrag von Bandito »

Quichotte hat geschrieben: Mi. 23.9.2020 14:11 Und „Arschlecken, jetzt scheiß ich erst Recht auf die Zukunft unserer Kinder!“ ist ja nicht nur eine faule Ausrede, sondern auch eine menschenverachtende Einstellung.
Ich bin einfach Realist und kein Idealist.

... und wer glaubt das das, was wir in die Richtung unternehmen, von anderen Ländern als Vorbild gesehen und dann im eigenen Land auch so umgesetzt wird, vor allem von denen bei denen es zwingend erforderlich wäre, der lebt einfach in einer anderen Realität
Benutzeravatar
Quichotte
UE25er

Beitrag von Quichotte »

Wir haben das Geld, das Wissen und einen Lösungsweg. Nur Zeit haben wir nicht mehr zu verlieren.
Antworten