Naja, das Wirtschaftswunder ist schon einige Dekaden vorbei, und mittlerweile ist es für einen gar nicht mehr so kleinen Teil der jüngeren Generationen nicht mehr erstrebenswert, einen eigenen PKW zu besitzen. Falls ein Führerschein vorhanden ist wird ggf. ein Auto gemietet, wenn’s mal gar nicht anders geht.
Wenn ich in der Stadt wohnen würde, dann könnte es tatsächlich sein, dass wir nicht zwei, sondern vielleicht nur ein, eventuell sogar kein eigenes Auto mehr besitzen würden. In den größeren lebenswerten Städten (damit wäre Berlin aus meiner Sicht raus) ist der ÖPNV wohl tatsächlich recht gut ausgebaut, damit meine ich U- oder Straßenbahnen. Wahrscheinlich hätte ich trotzdem noch ein Auto, weil ggf. will ich mal jemanden besuchen, der nicht nebenan wohnt und das ist nunmal mit dem eigenen Auto mit Abstand am einfachsten.
Da ich aber mal nicht in der Stadt wohne sondern 50 Kilometer rechts von Frankfurt stellt sich für mich diese Frage nicht wirklich. Wir haben zwei Autos, nicht weil wir es unbedingt brauchen, sondern weil wir Bock drauf haben und den Platz haben.
Der ÖPNV hier im Kaff ist quasi nicht existent, es gibt wohl ein paar Buslinien, die sich aber darauf beschränken, Pendler aus den Ortsteilen hier zum Bahnhof zu schaffen. Der RE nach Frankfurt fährt jede Stunde und braucht bis zum Hauptbahnhof nach Fahrplan rund 60 Minuten. Wir sind hier an der ICE-Strecke Frankfurt/Fulda was insbesondere abends die Fahrzeit gerne bis zu verdoppelt, weil der RE an jeder Milchkanne rechts ranfährt, um verspätete ICEs durchzulassen. Meine Frau durfte mich in den Jahren vor Corona im Monat zwei- bis dreimal von irgendeinem Unterwegsbahnhof mit dem Auto abholen, weil irgendwas zusammengebrochen ist. Jeden Tag ein Tritt in die Fresse, aber mein Geld haben sie trotzdem immer gerne genommen.
Entfernungen zu Fuß hier im Ort:
- Einkaufen: 12 Minuten
- nächste Kneipe: 15 Minuten
- Bahnhof: 22 Minuten
Habe ich Lust, auf eigene PKWs zu verzichten? Nein, definitiv nicht.
Ist ein Lastenrad eine Alternative? Im Sommer eventuell, aber ich wurde schon wegen der Elektroautos komisch angeschaut, ich möchte es nicht übertreiben. Im Winter oder wenn’s kalt wird definitiv gar nicht.
Wenn ich mal in die Stadt muss dann nutze ich tatsächlich ausschließlich das eigene Auto und stelle mich irgendwo in ein Parkhaus, den ÖPNV mit seinen dummen, lauten, stinkenden und sonstwie beschissenen Fahrgästen nutze ich gar nicht mehr. GsD muss ich lediglich an einem, maximal zwei Tagen im Monat ins Büro und treffe mich vielleicht einmal im Monat mit Kollegen auf ein paar Bierchen. Ansonsten gibt es nichts was mich in die Stadt zieht, ob Galeria Karstadt pleite geht oder nicht ist mir vollkommen egal, es gibt nichts, was die Kaufhäuser haben, was mich interessiert. Und die dreimal im Monat, die ich in die Stadt fahre, da müssen Kevin-Malte und Leni-Emilia beim Genuss ihres Mandelmilch-Macciatos die Abrollgeräusche meines Autos einfach aushalten.